Stadtbegehung

1.Projekt für Frühaufsteher 2005

Motto: Nie fotografieren Sie in einem besseren Licht

2. Projekt

Rundgang durch Leipzigs Gassen, Höfe und Passagen

Stadtbegehung aus Sicht eines Hundes

Armani Res Severa

Bei einem Spaziergang von unten nach oben geschaut

Kaum zurück von unserem morgendlichen Spaziergang, der meinem Herrn und mir so gut tat, schrillte kurz nach 7.30 Uhr das Telefon. Mein Herr vertröstete ein paar Leute und kündigte sein rasches Erscheinen an. Kaum gesagt, schon getan, holder die polter die Treppe hinab, ins Auto gesprungen und ab in die Innenstadt. Nicht das dieser Weg in der Frühe für mich fremd war, ganz und gar nicht. In unregelmäßiger Weise stellten wir beide uns auf dem Brühl Ecke Nikolaistraße auf, wanderten hier- und dahin, dabei immer Ausschau haltend nach Leuten, die uns vielleicht suchen könnten, denn Mitglieder des Vereins KBBe.V. wollten partout mit Frühaufstehern in der klaren Morgenluft des Sommers Feinheiten der nördlichen Leipziger Innenstadt aufspüren, denn so behaupteten sie: "Nie fotografieren sie in einem besseren Licht!" Offenbar gab es aber so viele Frühaufsteher in den umliegenden Hotels nicht, denn meistens zogen wir unverrichteter Dinge, wovon ich das von mir nicht behaupten kann, wieder von dannen.

Anders heute, ein Schweitzer Ehepaar auf der Rückreise in die Heimat hatte unseren Flyer entdeckt und mit einiger Verspätung zogen wir den Brühl entlang. Wenn man bedenkt, dass hier seit hunderten von Jahren meinen Artgenossen das Fell über die Ohren gezogen wurde, oder wenn es schon wo anders geschah, ihre Pelze hier gegerbt wurden, so dass in diesem Sumpfgebiet (Brühl), vor der Umleitung der Parthe, es sogar für meine Spürnase ekelhaft gestunken haben muss, kommt mir doch ein wenig das Schaudern. Eine Platte unten vor einem Café erinnert indes an die glorreichen Zeiten der Pelzhändler, für die der Leipziger Brühl mal allererste Adresse war. Davon zeugen auch die vielen in Stein gehauenen Bären, Löwen, Zobel und Luchse an den Hauswänden der Leipziger Prachtbauten in der Nikolaistraße. Gleich daneben ein Haus mit Hauswappen "Der blaue Hecht". Zumindest eine originelle Idee vor dem "Durchnumerieren" sich auffindbar zu kennzeichnen, fanden auch die Eidgenossen. Ich würde mich auch so zurechtfinden, meine Spürnase verrät mir, wohin ich muss. Außerdem beschäftige ich mich lieber mit den Gerüchen, die aus der Leipziger Tiefe meine Spürnase kitzeln und ich mag gar keinen Fisch.

Wer es kennt, benutzt den Durchgang zum Sachsenplatz. Wir schlendern dann den Brühl schließlich in Richtung Katharinenstraße entlang und entdecken dabei, selbst an den für den Abriss vorgemerkten Plattenbauten, weitere Hauswappen: einen Schwan, eine güldene Eule von 1542 und eine Sonne. Durch die Aufgabe der Bebauung der Ostseite der Katharinenstraße entstand zunächst der Sachsenplatz, den heute das neu errichtete Bildermuseum umgeben von einer für mich nützlichen Wiese ziert. Erhalten sind auf der Westseite noch 5 Barockbauten, deren Bautyp und Fassadengliederung variiert zwischen Anfang und Ende des 18. Jahrhunderts, wobei die ursprüngliche Bausubstanz jedoch älter ist. Gleich an der Ecke erstrahlt das Romanushaus mit seinen zwei dominierenden Schaugiebeln zum Brühl und zur Katharinenstraße, einem Eckerker mit Balkonabschluss, der anknüpfend an die Leipziger Erkertradition ursprünglich mit dem Lotterhauserker gegenüber korrespondierte. Hier zeigt sich die Besonderheit unserer Führung; es wird unaufhaltsam auf Kleinigkeiten und Details aufmerksam gemacht, die ein geschäftiger Leipziger oder Gast nicht wahrnimmt, falls er nicht doch einmal etwas von unten nach oben schaut. So erkennt man u.a. die Figuren der Minerva und Fama über dem Portal zum Brühl.

Was für einen Klatsch und Tratsch muss dieser Romanus ausgelöst haben. Am 29.August 1701, gerade mal 30 Jahre alt, wurde er den Leipzigern aus Dresden kommend vor die Nase gesetzt. Diese Vorstellung soll nicht freundlich verlaufen sein. Er wurde als ein Günstling Augusts des Starken angesehen, denn wie alle Steuerzahler lebten auch die Leipziger auf Kriegsfuß mit dem Kürfürsten. Allerdings gehörte ihm Grundbesitz und er war mit Maria Brümmer, Tochter eines reichen Leipziger Kaufmanns, verheiratet. Wie wundersam war sein Beginn: 1701 bekam Leipzig eine Straßenbeleuchtung. 700 Laternen erstrahlten und von dem Glanz, den sie verbreiteten, fiel ein großer Teil auf den Bürgermeister, von dem die Bürger dachten, er hätte ohne finanzielle Belastung für sie das und andere Dinge (Almosenamt, Sauberkeit der Stadt) realisiert. In den Augen der Kleinbürger war er der "Bürgervater". Nur kurz war sein Ruhm: Im Januar 1705 tauchten in Leipzig Schuldscheine (Ratsscheine) auf, die angeblich von Stadträten ausgestellt wurden. Bald war klar, wer sie ausgestellt hatte - Romanus selbst. Die Stadtkasse war leer und er hatte die Stadtschulden mit "ungedeckten Schecks" bezahlt. Was bleibt, ist ein Gebäude mit wechselvoller Geschichte seit 1703, später Kaffeehaus, Treffpunkt von Verlegern und Dichtern und auch einem Messegewölbe für den "Straßenhandel" der damaligen Zeit. Wie wir wissen, soll sich so was nicht nur in Leipzig zugetragen haben, hier allerdings mehrfach und das letzte Ereignis dieser Art ist so lange noch nicht her. Zum Glück für die Stadt sollte man meinen, denn es steht ja mehr als nur eine Erinnerung.

Reizvoll an Leipzig ist, dass man an so vielen Stellen von einer Straße zur nächsten, parallel gelegenen gelangen kann. Derzeit sind zwei Passagen von der Katharinenstraße begehbar, um zur Hainstraße zu gelangen. Teilweise noch unverändert mit den alten schmutzigen Fließen, die typisch bis weit nach oben reichen, mit alternativer Szene und sehr intensiven und interessanten Gerüchen; nur ein paar Schritte weiter alles erneuert und in der Kinopassage die Fließen sauber strahlend, dahinter Geschäfte, Büros und zumeist ganz oben die Wohnungen, denn erst die Bewohnbarkeit einer Innenstadt schafft Lebensathmosphäre über die Geschäftszeiten hinaus.

Diese Art der Ausgestaltung der Messepassagen als Durchfahrten für die Pferdewagen und der Höfe als Zugang zu den Lagern und als Standort für die Warenmesse finden wir an vielen Stellen in der Leipziger Innenstadt.

Wir biegen von der Großen Fleischergasse ab und bestaunen zunächst einmal ein Hauswappen mit einem Segelschiff / Kogge (Bild). Daneben bekannt der arabische Coffeboom mit dem Mohren etwas untergehend, weil noch nicht saniert, ein Hausbogen mit dem Namen "Passage Joachimsthal". Mich interessiert hier eher der Lipsia Brunnen, schließlich bekommt man Durst von dem Stadtmarsch. Ein paar Schritte nur und wir können durch eine Gasse in den letzten erhaltenen typischen Handelshof aus der Zeit der Warenmesse, dem Barthels Hof, einbiegen. Hier muss ich mir seltsames anhören: Ursprünglich zum Markt hin befand sich der erster Renaissancebau in Leipzig "Haus zur Goldenen Schlange" genannt. Dieser erhaltene älteste Leipziger Sandsteinerker aus dem Jahr 1523 wurde beim Umbau 1870 an die Hofinnenseite versetzt. Die vergoldete Schlange am Konsolstein, die sich um ein Kreuz windet, gab Haus den Namen. Das Vordergebäude zur Hainstraße und das reichlich geschmückte Sandsteintor entstanden erst 1870/71, ebenso auch die geräumigere Durchfahrt. Was Besucher ganz oben erblicken können, ist ein erhaltener Kranbalken zum Emporziehen der Waren, denn damals befanden sich in den Dachgeschossen die Warenspeicher, die zur Messezeit die kleinen Märkte mit den Schätzen versorgten. Manches Schuhwerk klappert ziemlich laut auf dem gepflasterten Innenhof und erinnert mich an die eisenbeschlagenen Hufe der Pferde.

Normalerweise könnte man nun über den Marktplatz schlendern, jedoch musste man lange Zeit Rücksicht nehmen auf die tief in der Erde buddelten Menschen, denn eine Jahrhundertvision soll realisiert werden: ein Tunnel für die Eisenbahn mitten durch und unter der Innenstadt. Dies, wie andere Passagen, Höfe und Gassen mit ihren Details und Geschichten rund um den Wandel der Messe ist schon ein anderes Thema.

Leipzig, 08 / 2005
Armani Res Severa Cavalier King Charles Spaniel

Leipzigs Passagen
  • Stadt verfügt über geschlossenes System von Geschäftspassagen mit erhalten gebliebenen historischen Formen
  • ihrem Charakter nach größtenteils Durchgangshöfe, historisch entstanden, damit während der Leipziger Messe Waren besser entladen werden konnten. Pferdefuhrwerke, die bis Ende des ersten Weltkrieges die Waren von den Bahnhöfen aus brachten, mussten nicht wenden, konnten durch die Höfe fahren. Gebäude wurden miteinander verbunden und überdacht, ermöglichten so kurze Wege zwischen den Gebäudereihen > erste in Leipzig: Auerbachs Hof mit 70 Kaufgewölben, 1836 gab es 16 solcher Höfe in Leipzig
  • Ende des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Messehäuser (zwischen 1893 und 1938 auf der innerstädtischen Fläche von 0,5 qkm 30 Gebäude)
  • zu dieser Zeit Übergang von Warenmesse zu Mustermesse
  • Leipziger Passagen beherbergten bis zum Bau der Neuen Messe Ausstellungsflächen
Barthels Hof

Markt 8 / Hainstraße 1 zu Großer Fleischergasse 2

  • Letzter erhaltener typischer Handelshof aus der Zeit der Warenmesse,
  • Zum Markt hin befand sich erster Renaissancebau in Leipzig - "Haus zur Goldenen Schlange" genannt
  • ältester erhaltener Leipziger Sandsteinerker aus dem Jahr 1523, beim Umbau 1870 an die Hofinnenseite versetzt
  • "Haus zur Goldenen Schlange" erbaut für Leipziger Teilhaber der Augsburger Kaufherrenfamilie der Welser, Hieronymus Walther
  • vergoldete Schlange am Konsolstein, die sich um ein Kreuz windet > gab Haus den Namen im unteren Brüstungsfeld des Erkers: Familienwappen > im oberen Brüstungsfeld aufgeschlagenes Buch mit Inschrift des Erbauers mit Erbauungsjahr in verschlüsselter Form
  • Hof erbaut 1747/50 für den Kaufmann Gottlieb Barthel
  • Vordergebäude zur Hainstraße und reichlich geschmücktes Sandsteintor erst 1870/71, auch in dieser Zeit entstand geräumige Durchfahrt.
  • Mehrzweckbau: EG - Kaufkammern, Messegewölbe, Ställe und Remisen; Obergeschoß - reich ausgestattete Bürgerwohnungen und zum Teil Festsäle; Dachgeschoss - Warenspeicher genutzt (erhaltene Kranbalken zum Emporziehen der Waren)
  • Zur Messe bildeten sich hier kleine Märkte für sich
  • Ausgang Fleischergasse kleiner Platz mit Lipsiabrunnen aus dem Jahr 1913 von Max Langes
  • Fassadenhaus am Eingang von der Fleischergasse hin ist sehr schmal, beherbergte seit seiner Erbauung 1719 ältestes Kaffeehaus von Leipzig,
  • Von Fleischergasse aus kann man kaum prachtvollen Innenhof dahinter vermuten, Innenhof unregelmäßig geformt mit hohen vierstöckigen Häusern, wirken sehr nach oben strebend, seit 1890 Gasthaus im Innenhof
  • Sanierung bis 1997 durch Düsseldorfer Architekturbüro bewahrte barocke Hofarchitektur, Ladengeschäfte im Innenhof und Gaststätte neu eröffnet.
Webers Hof

Hainstraße 3

  • seit 1875 so genannt > gehört zu den architektonisch bedeutendsten Bürgerhäusern
  • Haustyp charakteristisch für Übergang von Renaissance zum Barock im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts
  • 1662 neu erbaut > drei Untergeschosse mit barocken Fensterrahmen, im 1. und 2. Geschoss, Kastenerker (kunstgeschichtlich wertvoll das Schmückwerk an Fensterbrüstungen > zeigt Füllhörner, Putti und Masken) sowie noch erhaltener Treppenturm an der Gebäuderückseite
  • Umbau 1845/47 und Erhöhung um zwei weitere Stockwerke,
  • Sandsteinportal im EG entstand 1872
  • 1995/97 wurde Gebäude instandgesetzt, seit 1997 mit Durchgang zu Barthels Hof verbunden
  • Leider keine Hinweise auf Namensgeber und ehemalige Funktion gefunden
Katharinenstraße

bis zur Zerstörung am 4.12.1943 barocke Prachtstraße Leipzigs

  • Bebauung der Ostseite aufgegeben, hier Anlage des Sachsenplatzes bis zur Reichsstraße
  • heute noch 5 Barockbauten - Bautyp und Fassadengliederung variiert zwischen Anfang u. Ende des 18. Jahrhunderts, ursprüngliche Bausubstanz jedoch älter
  • Katharinenstraße 3:
    - Restaurierung 1996
    - 1710 gebaut, Veränderungen im Erd- und Dachgeschoss, Fassadendekorationen weg, nur noch Form des Erkers mit geschwungenen Konturen erinnert an Barock
  • Katharinenstraße 11: Fregehaus
    - 1706/07 über Vorgängerbau errichtet (Dekorationsformen ähneln Romanushaus)
    - seit 1782 Besitzer Bankier Christian Gottlob Frege, Neuausstattung, deren Reste bei Restaurierung 1980 / 1994 zutage kamen: Tapeten (eine besonders schöne, sogenannte Panneautapete) ins Café im Erdgeschoss übertragen
    - Im 1. Obergeschoss Europahaus
  • Katharinenstraße 15: Max und Woldemar Vogel, 1911/12
  • Katharinenstraße 17: Kretzschmanns Hof
  • Katharinenstraße 19: 1748/49 von George Werner gebaut > Durchfahrt mit Kreuzgewölbe
  • Katharinenstraße 21:
    - 1750-52 über dem Vorgängerbau für den Kaufmann Gottlieb Benedict Zehmisch (Stifter des ersten Leipziger Theaters) gebaut
    - im 1. Obergeschoss Deckengemälde von Ad. F. Oeser
  • Katharinenstraße 23: Romanushaus
Romanushaus
  • 1701 - 03 errichtet für damaligen Bürgermeister Franz Conrad Romanus
  • Höhepunkt des "Leipziger Barock" (schönstes Bürgerhaus), repräsentiert das Selbstbewusstsein des wohlhabenden Stadtbürgers
  • Architektur:
    - zwei dominierende Schaugiebel zum Brühl und zur Katharinenstraße
    - Eckerker mit Balkonabschluss - Anknüpfend an die Leipziger Erkertradition - korrespondierte ursprünglich mit dem Lotterhauserker gegenüber
    - Merkur (nicht da ) unter dem Erker aus der Werkstatt des Dresdner Bildhauers Balthasar Permoser (stand vorher bei Hamburg und in Schweden), gehörte nicht zur ursprünglichen Bausubstanz, sondern kam bei der Rekonstruktion 1965 - 69 hinzu
    - über dem Portal zum Brühl: Figuren der (Athene) Minerva und Fama
    - drei unterschiedlich hohe Wohnetagen über dem Mansarddach am Brühl erhebt sich ein Aussichtsgeschoss, sog. Belvedere mit einem Sommersaal
  • 1770 kaufte Weinhändler Richter das Gebäude und richtete im 2. Obergeschoss ein Kaffeehaus ein > 1792-94 Richter sches Café als Treffpunkt für Leipziger Verleger, Literaten und Künstler, u.a. auch Friedrich Schiller
  • 1812-1905 hieß Gebäude "Dufours Haus" - nach dem Leipziger Kaufmann J. M. A. Dufour-Féronce und seinen Nachkommen
  • im Erdgeschoss: Kaufgewölbe für den Messehandel
  • heute: Sitz verschiedener Künstlerverbände
Romanus, Franz Conrad

Bürgermeister in Leipzig, 1701 - 1704

Am 29. August 1701 wurde der Leipziger Bürgerschaft ein neuer Bürgermeister vorgestellt: Appellationsrat Dr. Franz Conrad Romanus. Diese Vorstellung soll nicht freundlich verlaufen sein. Romanus war zu diesem Zeitpunkt erst 30 Jahre alt und wurde als ein Günstling Augusts des Starken angesehen, denn wie alle Steuerzahler lebten auch die Leipziger auf Kriegsfuß mit dem Kürfürsten.

Romanus kam zwar aus Dresden, war aber mit Leipzig durch seinen großen Grundbesitz eng verbunden - ihm gehörten das Eckhaus Katharinenstraße / Ecke Bühl und die beiden angrenzenden Wohnhäuser, ein Grundstück in der Windmühlenstraße und ein Mietshaus in der Grimmaischen Straße. Außerdem war er mit Maria Brümmer, der Tochter eines reichen Leipziger Kaufmanns, verheiratet.

Romanus stieg schnell auf und häufte Ämter, Würden und Reichtümer. Auch höhere Zahlungen, an den Kürfürsten, wie die Stadt sie erwartet hatte, blieben vorerst aus. Im Gegenteil, Romanus leistet in den ersten Monaten seiner Amtszeit mehr als andere Bürgermeister in vielen Jahren: Weihnachten 1701 bekam Leipzig eine Straßenbeleuchtung. 700 Laternen erstrahlten und von dem Glanz, den sie verbreiteten, fiel ein großer Teil auf den Bürgermeister, von dem die Bürger dachten, er hätte ohne finanzielle Belastung für sie das und andere Dinge (Almosenamt, Sauberkeit der Stadt) realisiert. In den Augen der Kleinbürger war er der "Bürgervater".

Im Januar 1705 tauchten in Leipzig Schuldscheine (Ratsscheine) auf, die angeblich von Stadträten ausgestellt wurden.

Bald war klar, wer sie ausgestellt hatte - Romanus selbst. Die Stadtkasse war leer und er hatte die Stadtschulden mit "ungedeckten Schecks" bezahlt. Romanus wurde verhaftet, ohne Prozess auf der Festung Königstein inhaftiert, immer wieder vertröstet, er werde frei gelassen. Nach 41 Jahren (im Mai 1746) konnte Romanus die Festung verlassen, er war gestorben.

Specks Hof

Reichsstraße 4 - 6

  • älteste erhaltene Passage von Leipzig > 1908/09, 1911 und 1928/29 in drei Bauabschnitten errichteter Messepalast
  • erste Messepassage, die mit Ladengeschäften im Erdgeschoss konzipiert wurde
  • 1815 erwarb Maximilian Speck von Sternburg das Eckhaus gegenüber der Nikolaikirche, nach ihm benannt Speck von Sternburg war neben der Wirtschaft und der Landwirtschaft (Schafzucht, Hopferei und Brauerei in Lützschena) auch schönen Künsten zugetan, sammelte Gemälde und Grafiken, Mitbegründer des ersten Leipziger Kunstvereines 1837 erwarb eine Reihe architektonischer Kleinods, Specks Hof blieb 74 Jahre im Besitz der Familie
  • 1909 Eröffnung als Handelshaus mit 5000 qm Ausstellungsfläche, seinem Charakter nach Durchgangshof
  • drei Lichthöfe sind durch passagenartige Durchgänge verbunden
  • mittlerer Lichthof nach Vorlage des Leipziger Malers Heinz-Jürgen Böhme 1983 > bildliche Darstellung der Vorgängerbauten auf Meißner Fliesen und Wandfries „Der Morgen, der Mittag, der Abend”, bestehend aus ca. 20000 farbigen keramischen Platten von Moritz Götze
  • Lichthof A > Bildfries von Bruno Griesel zum Thema „Psychologie der Zeit”
  • Lichthof C > 16 Medaillons mit Darstellungen von Gebrauchsgegenständen in Email-Glasurtechnik von Johannes Grützke
  • Fassade im Stütze-Riegel-System konstruiert, typisch für Geschäftsgebäude in dieser Zeit
  • Passageneingänge und Eckausbildungen zum Schuhmachergässchen hin durch gerundete Risalite betont, korbbogige Portale bestehen aus Trachytuff und Betonwerkstein
  • kupfergetriebenen Figuren über dem Erdgeschoss und die Natursteinskulpturen über dem dritten Obergeschoss sind Themen der griechischen Götterwelt entlehnt
  • im Krieg schwer zerstört: 1947 begann Wiederaufbau, 1982/83 neu gestaltet und 1993/95 umfassend saniert (Durchgang zum Hansahaus, der die Passage kreuzförmig durchquert, wurde geöffnet)
Hansahaus
  • Brunnen (bronzene mit Wasser gefüllte Brunnenschale - durch reiben mit feuchten Händen auf den messingfarbenen Bügeln werden Interferenzen (Überlagerung der Wellen) erzeugt > klingt, als würde im Orient zum Gebet gerufen, während das Wasser anfängt zu sprudeln.
  • Die im Boden eingelassene Sonnenuhr markiert die Zeit per Laser.
  • Spruch von Michal Ende (er schrieb die Unendliche Geschichte):
    „So wie Ihr Augen habt, um das Licht zu sehen und Ohren, um die Klänge zu hören, so habt Ihr auch Herz, um damit die Zeit wahrzunehmen.”

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